Als die Dead 60s vor etwas mehr als zwei Jahren in ihrer britischen Heimat erstmals auf der musikalischen Bildfläche auftauchten, fiel die Band gleich in mehrfacher Hinsicht völlig aus dem Rahmen. Entgegen dem seinerzeit unter jungen Bands unverzichtbaren New-Wave-Einfluss setzte das Quartett statt auf schräge Gitarren auf Ska- und Reggae-Rhythmik, Dub-Effekte und rotzige Punk-Attitüde. Auch ihre geographische Herkunft Liverpool war ihnen nicht anzuhören die Dead 60s klangen ganz einfach wie keine andere Band, die die nordenglische Metropole je hervor gebracht hatte. Statt wie so viele Bands aus der Beatles-Stadt entzogen sich Matt McManamon (Gesang/Gitarre), Ben Gordon (Orgel/Gitarre), Charlie Turner (Bass) und Bryan Johnson (Schlagzeug) dem lokalen Fab-Four-Wahn und erkoren anstatt dessen The Clash, King Tubby und die Specials zu ihren stilistischen Wegweisern. Unter Vertrag beim örtlichen Vorzeigelabel Deltasonic (The Coral, The Zutons) und betreut vom US-Mega-Management Q Prime (Red Hot Chili Peppers, Metallica), machten sich die Dead 60s schnell einen Namen als Band, der es vornehmlich um rhythm and shouting denn um feines Melodie-Gedrechsel geht. Eine Band, die den eckigen Paranoia-Funk von A Certain Ratio (follow the tick-tick-tick / At the heart of the nation) ebenso verinnerlicht hat wie die Aufgabe, in Songtexten bissige und treffende Kommentare über die Welt abzugeben, in denen ihre Mitglieder leben. Eine Angewohnheit, die u.a. dazu führte, dass sich die sloganhaften Songtitel alsbald an vielen Hauswänden britischer Innenstädte wieder fanden.
Ihr Auftauchen blieb neben ambitionierten Sprayern aber auch der Musikpresse und Plattenkäufern nicht lange verborgen. Das selbst betitelte Debütalbum erschien im September 2005, erhielt famose Kritiker, chartete auf Platz 23 der UK Charts und wurde mit Gold ausgezeichnet. Ihre erste Single war im gleichen Jahr die dritt-meistgespielte Single im US-Alternative-Radio nach Coldplay und den White Stripes. Der Ruf, eine der besten Live-Bands der britischen Inseln zu sein, brachte ihnen Supportslots bei Tourneen von Morrissey, den Stereophonics, den Libertines und Kasabian in Großbritannien, sowie Garbage und The Bravery in den Vereinigten Staaten ein. Filmregisseur John Hillcoat (neben einigen Kinofilmen auch durch seine Zusammenarbeit mit Nick Cave bekannt) bot sich an, das erste Video drehen. Der NME adelte sie als The 21st century Specials und sprach ihnen eine führende und maßgebliche Rolle im Ska-Revival des Sommers 2005 zu. In Deutschland machten die Dead 60s u.a. mit einer spektakulären Pastewka/Kalkofe-Kollabo zum Blockbuster Neues vom Wixxer für Aufsehen, bei dem der Song Ghostfaced Killer als Trailer- und Titelsong zum Einsatz kam.
Zwei Jahre später stehen die Dead 60s im Sommer 2007 kurz vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums. Die Aufnahme fanden diesmal nicht im heimischen Liverpool, sondern in den New Yorker Noise Studios statt und wurden von dortigen Resident-Produzenten David Kahne (New Order, Regina Spector, The Strokes, Kelly Clarkson u.a.) geleitet. Mit Time To Take Sides – so der Titel des zweiten Werks – verabschiedet sich die Band vom nihilistischen Punk mit arabischem Eastern-Disco-Flair des Debütalbums. Wie bereits beim Erstling entstanden die Songs auch diesmal auf Tour und wurden bei Live-Auftritten ausgearbeitet – diesmal allerdings vorzugsweise auf US-Bühnen denn auf den Bühnen ihrer Heimat. Anhand der herrschenden Melodienvielfalt lässt sich erkennen, dass dem Publikum der Sinn nach mehr als nur Vibe stand. Dem beherzten Sloganismus des ersten Albums blieben die Dead 60s dagegen treu: Schließlich kann man eine Band aus der Betonwüste ihres versoffenen, englisches Heimatortes nehmen, aber es ist nicht möglich, die Betonwüste des versoffenen, englisches Heimatortes aus den Köpfen einer Band zu bekommen. Doch wo bislang nur Worte und Beats waren, sind jetzt auch Akkorde und Harmonien. Was zuvor streng zurechtgestutzt war, erblüht nun in ungekannter melodischer Üppigkeit.
Nachdem wir ein ganzen Jahre lang auf Tour gewesen waren und die Songs unseres ersten Albums gespielt haben, wollten wir die Energie und Direktheit der Live-Auftritte auf den Aufnahmen einfangen. Wir wollten zurückkommen und direkte und ehrliche Songs über das schreiben, was wir durchgemacht haben, so die Band.
Das Ergebnis? Ein aufrichtiges und emotionales Album voller Hymnen für die Beat Generarion und catchy Hitsingles für Radiosender überall auf der Welt. Time To Take Sides, das u.a. die neue Single Stand Up enthält, erscheint am 10. August.
Bereits am 18. Juni starten die Dead 60s eine umfangreiche UK-Tour, die sie lediglich für einen Kurzbesuch in Deutschland unterbrechen: Am 27. Juni wird die Band das neue Material erstmal hierzulande im Rahmen eines exklusiven Konzerts im Münchner Atomic Café live vorstellen.